Die Entspannung der Weltbilanz drückt auf die Maispreise

Die Entspannung der Weltbilanz drückt auf die Maispreise

Die weltweit steigenden Maisbestände drücken seit den letzten Monaten stark auf die Preise. Dieser Druck dürfte mindestens bis Anfang 2024 anhalten, bis das Einsetzen des Klimaphänomens „El Niño“ den Trend neu ausrichten könnte.

Die US-Lagerbestände drücken auf die Preise

Nach einer dreijährigen angespannten Lage nehmen die weltweiten Maisbestände stark zu, was die Preisaussichten für das Wirtschaftsjahr 2023/2024 belastet.

Dies ist zunächst auf die inzwischen bestätigte Rekordmaisernte in Brasilien zurückzuführen, die nach den Neubewertungen der letzten Monate nun auf 137 Mio. t geschätzt wird (verglichen mit einem Durchschnitt von 98 Mio. t in den letzten fünf Jahren). Der brasilianische Mais ist sehr wettbewerbsfähig, insbesondere auf den asiatischen Märkten, darunter China. Brasilien ist seit der Unterzeichnung eines Agrarabkommens im Jahr 2022 zu einem der wichtigsten Maisimporteure Chinas aufgestiegen.

Die Aussicht auf eine sehr gute US-Ernte belasten die Maispreise zusätzlich. Die aktuelle US-Ernte dürfte aufgrund der im Vergleich zu 2022 sehr stark angestiegenen Anbauflächen (35,2 Mha) und einem überdurchschnittlichen Ertrag (109 q/ha) mit 384 Mio. t die zweitbeste in der Geschichte des Landes sein. Die US-Lagerbestände werden mit einem Anstieg von fast 20 Mio. t (im Vergleich zur letzten Kampagne) auf voraussichtlich 56 Mio. t einen starken Anstieg verzeichnen. Diese Aussicht ist umso negativer für die Preise als US-Mais beim Export auf asiatische Märkte gegenüber brasilianischem Mais, aber auch gegenüber Strohgetreide nicht wettbewerbsfähig ist. In dieser Hinsicht verfolgen die Marktteilnehmer aufmerksam die chinesischen Käufe, die in einem schwachen Marktumfeld für etwas Unterstützung sorgen könnten. China dürfte trotz des erwarteten schwachen Wachstums weiterhin einen großen Bedarf an Futtergetreideimporten haben, da die Maisproduktion aufgrund zahlreicher klimatischer Widrigkeiten wahrscheinlich geringer ausfallen wird als erwartet und die Exporte von Bruchmais aus Indien zurückgehen werden.

Die Entwicklung der Maispreise in Europa wird zudem durch die Situation in der Ukraine beeinflusst. Mit dem Ende des Getreidekorridors im Juli letzten Jahres wurden die ukrainischen Exporte auf die Landwege und die Donauhäfen umgeleitet, was mit erheblichen zusätzlichen Frachtkosten verbunden war. In diesem Zusammenhang untermauert die Europäische Kommission ihre Haltung mit ihrer Ankündigung vom 15. September, dass die aktuellen Kontrollmaßnahmen in den Nachbarländern (Polen, Rumänien …) beendet werden.

Südliche Hemisphäre: El Niño unter Beobachtung

Die Aussichten sind zu Beginn der Aussaat in Südamerika durchwachsen: Gründe dafür sind steigende Anbauflächen in Argentinien und ein wahrscheinlicher Rückgang der Anbauflächen in Brasilien.

In Argentinien rechnen die Produzenten trotz der katastrophalen Dürre in der letzten Kampagne mit einer Rückkehr der Niederschläge. Mais könnte dabei zu den Gewinnern zählen, zumal die Weizenflächen aufgrund der klimatischen Widrigkeiten reduziert wurden. Für die Kampagne 2023/2024 wird daher ein Anstieg der Anbauflächen erwartet (7,3 Mha).

In Brasilien ist die Aussaat von Safra-Mais (Hochsaison) im Süden des Landes weit fortgeschritten, während im mittleren Westen die Aussaat von Sojabohnen vor Safrinha-Mais (2. Kultur) dank der Rückkehr der Niederschläge jetzt beginnt. Nach Ansicht einiger Analysten könnten die Produzenten angesichts der von ihnen erlebten Preis-Schere ihre Anbauflächen für Safrinha-Mais verringern und stattdessen insbesondere Baumwolle anbauen. Dies ist in den vergangenen zehn Jahren nur einmal vorgekommen.

Die beiden Zonen dürften auch unterschiedlich stark vom Klimaphänomen El Niño betroffen sein, das, wenn es sich voll durchsetzt, aufgrund seiner Auswirkungen auf die brasilianische Produktion ab Anfang 2024 eine Änderung des Preistrends zur Folge haben könnte.

Der im Pazifischen Ozean auftrettende El Niño beeinflusst das Klima weltweit und wirkt sich insbesondere auf die landwirtschaftliche Produktion in der südlichen Hemisphäre aus.  Das Phänomen ist eher positiv für Mais in Argentinien und Südbrasilien, hat jedoch im Allgemeinen jedoch sehr negative Auswirkungen für Mittelwestbrasilien, dem Anbaugebiet für Safrinha-Mais, der den Großteil der brasilianischen Exporte ausmacht. Die volle Entfaltung von El Niño in den nächsten Wochen wird daher im Hinblick auf die Entwicklung der Maisbilanz und der Maispreise aufmerksam zu verfolgen sein. Die Weizenproduktion auf der Südhalbkugel leidet bereits unter dem Klimaphänomen, was die weltweite Bilanz für dieses Getreide letztendlich straffen könnte.

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