Das Beste vom genetischen Fortschritt

Mais ist eine der Pflanzen, bei denen die Ausprägung des genetischen Fortschritts am offensichtlichsten ist. Im Vergleich zu anderen wichtigen auf der ganzen Welt angepassten Nutzpflanzen hat Mais den dynamischsten genetischen Fortschrift vorzuweisen.

Ein ständiger genetischer Fortschritt, eine immer schnellere Erneuerung des Sortenangebotes

Dies verdankt er zwei miteinander verbundenen Merkmalen: der Tatsache, dass er hybrid, ist sowie der durch die Sortenselektion erworbene genetische Veränderlichkeit. Darüber hinaus rechtfertigt sein Rang als weltweit am häufigsten angebaute Nutzpflanze die beträchtlichen Investitionen und Forschungsanstrengungen der Züchter. Die Unternehmen investieren in der Tat durchschnittlich 9 % ihres Jahresumsatzes in die Forschung und Entwicklung, was die Saatgutbranche zu einer der innovationsstärkten Branchen macht.

Frankreich hat sich dank der Qualität seiner Anbaugebiete, des von ihm gebotenen Umfeldes für die Erzeugung von Saatgut sowie dem technischen Fachwissen seiner Landwirte als das „Labor“ Europas für die Entwicklung neuer Sorten etabliert. So ist es eine Tatsache, dass die Saatguterzeuger auf einem Markt mit einer starken Segmentierung und einem sich ständig ändernden Sortenangebot – sowohl für Körner- als auch für Silomais – sehr flexibel sein müssen.

Das französische Netzwerk der Saatguterzeuger bietet dank der vielfältigen bodenklimatischen Bedingungen und die Qualität seiner Produzenten diese Flexibilität und ist in der Lage, die Pflanzung zahlreicher Sorten zu managen. Durchschnittlich werden jährlich fast 1900 kommerzielle Sorten produziert.

Frankreich ist somit Europas führende Anbieter einer genetischen Vielfalt, wodurch es die feine Segementierung des Marktes unterstützt, der dem Landwirt somit eine hohe Anzahl an Lösungen für die Probleme seines Betriebes bietet. Der Maissaatgutmarkt zeichnet sich zudem durch eine starke Erneuerung des Sortenangebotes aus, einem schnellen „turn-over“, der sich durch den hybriden Charakter der Pflanze begründen lässt, aber auch – und dies immer häufiger – durch die Suche der Erzeuger, die jedes Jahr vom Besten der Pflanzenzüchtung und den neuesten genetischen Fortschritten profitieren wollen.

Erträge und Regelmäßigkeit

Die offensichtlichsten und am leichtesten erfassbaren Zeichen des genetischen Fortschritts. Seit der Einführung der Hybridsorten in Europa in den fünfziger Jahren hat sich der durchschnittliche Maisertrag mehr als verdoppelt. Und er nimmt noch weiter zu. Dieser ständige genetische Fortschritt bedeutet einen durchschnittlichen Gewinn von 1,2 Dz-ha pro Jahr, was sich auf allen Ertragsebenen niederschlägt und eine kontinuierliche Kurve über mehr als 50 Jahre bildet. Eine Produktivitätssteigerung, die von einer höheren Ertragsregelmäßigkeit begleitet wird, die die Folge einer höheren Resistenz gegenüber Klimaschwankungen, Schädlingen und Krankheiten sind.

Trockenheitstoleranz

In der Maiszucht wird schon seit langer Zeit an der Verbesserung der Toleranz der Maispflanze gegenüber Trockenheit gearbeitet. Die Maiserträge nehmen weltweit zu, obwohl der Anteil an bewässertem Mais stabil bleibt – was ein Beweis ist. Die Bemühungen der Züchter haben sich hauptsächlich auf die Blütezeit konzentriert, dem Stadium, in dem die Pflanze am empfindlichsten auf Trockenstress reagiert, das jedoch für den kommenden Ertrag am wichtigsten ist. Die modernen Zuchtmethoden, bei der die Genomik mit der massiven Verarbeitung von Daten aus Beobachtungen an zahlreichen Orten kombiniert werden, dürften diese Fortschritte noch beschleunigen. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass eine Ertragssteigerung auch die Summe einer sinnvollen Kombinationen des Saatgutpotenzials mit dem gekonnten Anbau ist.

Frühreife und kräftiges Austreiben

Die Züchtung europäischer Linien (aus in Europa seit 17. Jahrhundert akklimatisierten Pflanzen) sowie deren Kreuzung mit amerikanischen Linien haben es ermöglicht, dass die Hybriden heutzutage immer frühreifer und toleranter gegenüber niedrigen Temperaturen sind. Die Züchtung frühreifer Sorten hat es möglich gemacht, das inzwischen auch in als kälter bekannten Regionen Nordeuropas Mais angebaut werden kann. Seit der beginnenden Klimaerwärmung, seit Beginn des Jahrtausends, gibt es einen Trend zur Vorverlegung der Aussaattermine in Westeuropa, insbesondere in den Atlantik-Regionen. Diese Strategie ist eine Ausweichstrategie, mit der ein Teil des Wassermangels am Zyklusende umgangen werden soll.

Sie ermöglicht zudem, bestimmte Stadien, die sehr sensibel auf Schädlingsbefall reagieren, vorzuverlegen. Diese Strategie hat aber auch Nachteile: Sie macht erforderlich, dass die Hybriden zu Beginn robuster sind und ein langsameres Anlegen im Frühjahr ertragen. Daher ist es nicht möglich, die Frühreife von der Ausweichstrategie, die Wuchskraft der Sorten beim Aufgang sowie der Qualität des Saatgutes zu trennen. Diese Strategie ist auch in Ländern mit kontinentalem Klima wie den USA wahrnehmbar.

Krankheits- und Schädlingstoleranz

Mais ist die Nutzpflanze, die am wenigsten chemisch behandelt wird. Dies ist in erster Linie auf ihre „angeborene“ Toleranz gegenüber Pilzkrankheiten zurückzuführen. Dennoch kann die richtige Wahl der Sorte die Gefahr, dass die Pflanze von Fusarium oder Helminthosporiasis befallen wird, verringern. Die Auswirkungen anderer Krankheiten oder der Befall von Schädlingen können durch eine Kombination der richtigen Sortenwahl und geeigneten Anbaustrategien (Bodenbearbeitung, Aussaat- und Erntetermine, Mulching der Ernterückstände, Fruchtfolgen usw.) effizient reduziert werden. In einigen Fällen ist es möglich, mittels der richtigen Auswahl kombiniert mit geeigneten Anbautechniken, sehr effizient und ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einen starken oder fortschreitenden Schädlingsbefall (Motten, Chrysomela) zu bekämpfen, was man wohl als eine „Resistenz“ gegen diese Schädlinge bezeichnen kann.