Druck auf den Maispreis – April 2023

Preise unter Druck

Nachdem die Maispreise im Sommer 2022 aufgrund des Krieges in der Ukraine ihren Höhepunkt erreicht hatten, stehen sie jetzt seit einigen Monaten unter Druck.

Preise unter Druck

In den vergangenen sechs Monaten sind die Maispreise in Chicago um etwa 50 $/t gefallen und haben die europäischen Notierungen dabei mit nach unten gerissen.

Dies ist vor allem auf das diplomatische Abkommen über ukrainische Exporte zurückzuführen, das zwischen Russland, der Ukraine, der Türkei und den Vereinten Nationen abgeschlossen wurde. Dank dieses Abkommens kann die Ukraine ihre Exporte auf dem Seeweg wieder aufnehmen, was zu einer fast normalen Exportrate führte und die Preise von ihrem Höchststand, den sie im Sommer 2022 nach der Invasion des Landes erreicht hatten, zurückfallen ließ.

Andererseits ist dieser Preisdruck auf europäischer Ebene auch durch massive Maisimporte erklärbar, die aus dem Produktionsdefizit aufgrund der Dürre im Sommer 2022 resultieren, aber auch aus der sehr starken Wettbewerbsfähigkeit von importiertem (Brasilien, Ukraine) gegenüber europäischem Mais.

Darüber hinaus wurden die europäischen Getreidepreise durch die unterschiedliche Geldpolitik der USA und der EU beeinflusst. In den USA werden die Zinserhöhungen aus Angst vor einer Destabilisierung des Bankensystems vorsichtiger durchgeführt, während die EU eine offensivere Geldpolitik verfolgt. Infolgedessen zieht der Euro gegenüber dem Dollar an, was das europäische Getreide benachteiligt, da es weniger wettbewerbsfähig als seine Konkurrenten sind. Dies gilt insbesondere für Weizen, der der Konkurrenz einer russischen Rekordproduktion ausgesetzt ist, und der die anderen Getreidearten mit sich nach unten zieht.

Auch die Hedgefonds reduzieren ihr Engagement auf den Agrarmärkten, da sie besorgt sind, dass die weltweite Nachfrage nach Getreide aufgrund der hohen Inflation zurückgeht. Dies trägt ebenfalls zum Preisdruck bei.

Eine baldige Erholung der Weltbilanz?

Seit Herbst 2020 wurden die Maispreise durch eine angespannte Weltmarktbilanz gestützt, die auf die starke Nachfrage Chinas, Produktionsschwankungen bei den großen Exporteuren und den Krieg in der Ukraine zurückzuführen war. Diese Situation könnte sich in im zweiten Halbjahr 2023 entspannen, auch wenn die geopolitischen Risiken bestehen bleiben.

Argentinien, das von einer starken Dürre heimgesucht wurde, dürfte seine Maisproduktion stark beeinträchtigt sehen. Es werden aktuell 35 Mt gegenüber über 50 Mt zu Beginn des Wirtschaftsjahres erwartet. Die Ukraine hatte ihrerseits 2022 ihre Anbauflächen aufgrund der russischen Invasion verringert. Und obwohl das Abkommen über Seeexporte seit Juli 2022 zweimal verlängert wurde, sind ihre Exportmöglichkeiten nun eingeschränkt.

Eine Erholung der Weltbilanz am Ende des Wirtschaftsjahres 2022/2023 und für das nächste Wirtschaftsjahr würde eine starke Präsenz Brasiliens und der USA auf dem Weltmarkt erfordern, wenn die ukrainischen Maisanbauflächen 2023 nochmals stark zurückgehen. In Brasilien wurde der Safrinhas-Mais spät ausgesät, aber die Wetterbedingungen sind derzeit günstig, was eine Rekordernte (130 Mio. t) erwarten lässt. In den USA wird erwartet, dass die Maisanbaufläche 2023 aufgrund der attraktiven Preise stark zunehmen wird. Die Marktteilnehmer werden in den kommenden Monaten die Aussaatbedingungen, aber auch das Volumen der chinesischen Nachfrage aufmerksam verfolgen. Diese beiden Faktoren werden darüber entscheiden, ob die US-Maisbestände wieder aufgestockt werden oder nicht.

Der ukrainische Korridor wurde zwar Mitte März erneuert, doch die geopolitischen Risiken am Schwarzen Meer bleiben bestehen: Russland erwägt eine Verlängerung um 60 Tage, weniger lang als erwartet, während sich internationale Getreidehändler aus dem Land zurückziehen.

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